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Das Bewerbungsgespräch Oder Von Einer, die dasaß, das Fürchten zu lernen

Ein Beitrag vom 15.12.2016: Yvonne Ebisch

In Vorbereitung auf diesen Blogbeitrag fand ich unzählige Ratgeber zu dem Thema. Von den Todsünden im Bewerbungsgespräch las ich, von unerlaubten Fragen und Stressfallen, von hinterlistigen Fragetechniken der Personaler, von Tipps zum Beherrschen der eigenen Körpersprache und die günstigsten Antworten auf Fragen wie „Was sind ihre Schwächen?“ oder „Warum sollten wir sie einstellen?“.

Gibt´s ja alles schon, dachte ich und meine Unlust, den 501. Beitrag zu dem Thema zu schreiben, stieg.

Mein Tipp an die Bewerbenden ist eigentlich ganz einfach:

Bewerben Sie sich nur auf Stellen, die Sie wirklich interessieren und die Sie ausfüllen können. Informieren Sie sich im Vorfeld bestmöglich, bereiten Sie sich gründlich auf das Gespräch vor.

Und vor allem: Seien Sie natürlich!

Schließlich können Sie sich im Job auch nicht täglich stundenlang verstellen.

Aber ist das wirklich alles? Oder gibt es sie tatsächlich...die Todsünden im Bewerbungsgespräch? Lesen Sie weiter und entscheiden Sie selbst:

In einem der Trainings zum Thema Jobinterview bekam ich von einem der Teilnehmer die Rückmeldung, dass die dort im Video gezeigten Beispiele ziemlich überzogen seien. Das wisse doch jeder, dass man sich so nicht benehme...Bewerbungsgespräch

...vor meinem geistigen Auge tauchten Situationen aus den letzten Jahren der Personalauswahl auf, die ich Ihnen nicht vorenthalten will.

  1. Pünktlichkeit

Unvergessen, die Bewerberin, die zehn Minuten nach der ausgemachten Zeit anrief, um mir mitzuteilen, dass sie das Haus nicht finde. Weitere 35 Minuten und drei Telefonate später rief sie nochmals an, um Bescheid zu sagen, dass sie jetzt nach Hause fahre, weil sich ein Gespräch nicht mehr lohne.

  1. HandyBewerbungsgespraech

Das Mobiltelefone brummen, klingeln oder wiehern während eines Bewerbungsgespräch, daran habe ich mich in 6,5 Jahren Auswahl gewöhnt (auch wenn ich es immer noch nicht schaffe, dies positiv zu bewerten). Dass eine Bewerberin allerdings rangeht und mich an der Diskussion mit ihrem Mann teilhaben lässt, dass sie jetzt nicht telefonieren könne, ist einzigartig.

  1. Dresscode

BewerbungsgesprächOverdressed und underdressed – irgendwie ist beides schwierig. Von Overkneestiefeln über Jesuslatschen bis zum Nadelstreifenanzug war schon alles dabei. Besonders in Erinnerung ist mir trotzdem der Teilnehmer eines Probeinterviews, der von mir auf seine bekleckerte Kleidung und unangenehme Gerüche angesprochen wurde und mir antwortete, vor einem richtigen Vorstellungsgespräch würde er selbstverständlich duschen.

  1. Körpersprache

Zappelnde Finger und Füße...ein bisschen Aufregung gehört meist dazu und verliert sich, wenn das Gespräch gut verläuft. Geht aber nicht jedem so. Mir fällt dazu ein Bewerber ein, der mit lang ausgestreckten Beinen auf dem Stuhl lümmelte, die Hände im Nacken verschränkt und dabei so tiefenentspannt wirkte als würde er meditieren.

  1. Glaubhafte Motivation

Dass sich Menschen für die Menschen oder Dinge interessieren, mit denen sie arbeiten, ist oft so. Nicht immer Bewerbungsgesprächallerdings konnten uns Bewerber*innen davon auch überzeugen. Die Bewerberin, die sich für eine Stelle in der Behindertenhilfe interessierte und uns dann erzählte, sie stände auf dem Behindertenparkplatz, weil sie so schnell keinen anderen bekommen hatte, überzeugte uns damit nicht wirklich.

  1. Stressoren

Na klar stänkern wir immer ein wenig. Dies ist nicht so, weil wir böse Menschen sind, sondern weil der Job verlangt, dass wir herausbekommen, wie Sie sich im Konflikt verhalten. Wie erfolgreich wir sind, hängt dabei immer von der/dem Bewerber*in ab. So authentisch wie möglich ist unsererseits das Motto. Was uns damals im Rollenspiel gut gelang, als der Bewerber um eine Stelle im Verkauf die simulierte Kundin anschrie. War wirklich sehr realistisch.

Ich beende meine Aufzählung an dieser Stelle, sonst bekommen Sie noch den Eindruck, das Leben einer Recruiterin bestünde nur aus furchtbaren Gesprächen. Dem ist nämlich nicht so. Genauso unvergessen sind viele spannende und gehaltvolle Begegnungen mit tollen Bewerber*innen. Gemeinsam hatten diese Menschen meist ihre Begeisterung für ihren Beruf. Begeisterte Bauingenieur*innen,  die strahlend von ihren Projekten berichteten, engagierte Erzieher*innen, denen die Liebe zu den Kindern aus den Augen sprühte, Tischler, die wortreich über verschiedene Holzarten referierten, Ingenieur*innen, die sich mit Feuereifer in die Testaufgaben vertieften und, und, und...

Was mich wieder zu meinem Tipp vom Anfang bringt. Bei Stellen die Sie begeistern, wird es Ihnen leichter fallen, die Personaler von Ihnen zu überzeugen.

Und ich bin sicher, die oben angeführten Beispiele passieren Ihnen nicht, wenn es Ihnen wichtig ist, die Stelle zu bekommen...wie so oft ist Vorbereitung alles.

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Kommentare

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  • #1: Matthias Mack

    Genau sei wie du bist und ehrlich! Besser geht es nicht :-)

    08.02.2017 19:27 | Antworten

Yvonne Ebisch